Universität für Stadtteilentwicklung

Der 24. Juni ist der 24. Tag.

Die letzte Woche, offiziell zumindest. Denn ich habe die Johannstadt gerade erst angefangen zu entdecken. Deshalb bin ich heute auch gleich gar nicht zum Fotografieren gekommen, sondern habe viel an der Streifzügekarte auf „umap“ (der Titel dafür bildet sich gerade im Kopf) reflektiert und mich in anderen Stadtteilen mit Menschen getroffen, die ähnliche Zugänge zur Stadtteilentwicklung suchen.

Deshalb hier nur in kürze und ohne Fotos: Während ich in der Johannstadt einen phänomenologischen-topografischen Blick auf den Stadtteil und seine Anatomie erarbeite, die relativ frei und subjektiv tue, wird am anderen Ende der (Innen)Stadt gerade über funktioal-ästhetische Blickwinkel einer größeren Nutzergruppe mit starkem Akzent auf Stadtplanung debattiert. Im Kern geht es um Dasselbe: Wie begeistere ich Menschen für das Mitgestalten des eigenen Stadtteiles? Wie tue ich das vor dem Hintergrund, dass hier in Dresden im vergleich mit anderen europäischen und Weltstädten keine wirklich tiefgreifenden sozialen Konflikte herrschen, also keine besondere Brisanz, kein Bedarf, keine extrinsische Motivation die Menschen zum gemeinsamen Handeln auffordert, sondern alle Aktivitäten letztlich freiwillige, beinahe luxuriöse, auf intrinsischer Motivation beruhende Beschäftigungen mit einer stadtplanerischen Sache sind? Erstmal ist es die Liebe zur Stadtentwicklung, die alle antreibt – oder wie wir in der Summerleague beim Basketball sagen: Aus Liebe zum Spiel. Wo also kommen die eigentlichen Be- oder Anwohner ins Spiel, abgesehen von den meist ohnehin präsenten „Alltagsexeperten“, die es in jedem Stadtteil gibt?

Die Reflektion, der Vergleich, die Außensicht hilft: Hier wie dort spielt das Genossenschaftswohnen eine große Rolle. Die „Überalterung“ ist prägnant, aber auch bautypenbezogen. Treffpunkte alter Prägung wie Kneipen gibt es kaum noch. Dafür aber neue Orte, die noch nicht so recht systematisiert und – auch durch entsprechende Ausbildung – in das Bewusstsein der Planer gerückt zu sein scheinen. Hierin liegt ein großer Bonus auch meiner Arbeit in der Johannstadt: Die „Johannstadt-Universität“ hat auch durch die Ergebnisse dieser Forschungen und die Vernetzungen mit anderen hier produzierten Inhalten eine ihrer eigentlichen Daseinsberechtigungen in der Vermittlung von Elementarwissen der Stad(teil)tentwicklung. In meinem Fall in der Phänomenologie und ihrer topografischen Aufbereitung. Mit anderen Worten: Umfassende und ganzheitliche, am Menschen orientierte Feldforschung. Mich würde es freuen, an dieser Forschungs- und Vermittlungsarbeit weiter mitwirken zu können.

Die möchte ich auch weiterhin in Workshops, Spaziergängen und Themenabenden usw. anbieten. Der Schnittstellen mit Alltags- und Fachexperten können gar nicht genügend sein. Die Streifzüge-Karte und die Fotos, Veranstaltungen, die Mitschnitte von O-Tönen, u.v.a.m. sollen dafür ein – lange nicht vollendeter – Ausdruck sein.

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